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Corona-Krise: Bonner Floorballer bleiben erstklassig – aber Sponsoren und Transfers wackeln

Der deutsche Floorball-Verband hat die Saison für beendet erklärt – jetzt planen die Floorballer der SSF Dragons Bonn die neue Spielzeit. Und obwohl die Krise für die Dragons bisher glimpflich verlief, bringt sie einige Herausforderungen mit sich.

Nach dem Saisonabbruch hat Floorball Deutschland den folgenden Beschluss gefasst: Aufgrund der fehlenden Möglichkeit für Auf- und Abstiegsspiele in der nun beendeten Saison hat sich der Verband dazu entschieden, die erste Bundesliga auf zwölf Teams zu vergrößern. Dafür steigen aus beiden Staffeln der zweiten Bundesliga die zum Zeitpunkt des Saisonabbruches erstplatzierten Teams (BW96 Schenefeld/DHfK Leipzig) in die erste Bundesliga auf; einen Absteiger aus der Bundesliga gibt es nicht, heißt es auf der Homepage des Verbands.

Der Dragons-Vorsitzende Jan Patocka ist mit dem Beschluss des Verbands einverstanden: „Es ist natürlich schade, wenn eine Saison sportlich nicht zu Ende gespielt werden kann, aber die Entscheidung des Verbandes war absolut richtig. Auch die Entscheidung, die Bundesliga auf zwölf Mannschaften zu erweitern ist ein richtiger Schritt nach vorne. Die 2. Bundesliga soll ebenfalls breiter werden, das bringt den Sport nach vorne.“

Die Corona-Krise bescherte den Dragons, die zwei Spieltage vor Ende der regulären Saison auf dem vorletzten Platz lagen, den Klassenerhalt. Außerdem scheint der Kelch der finanziellen Sorgen zumindest vorerst an den Dragons vorbeizugehen: „Ich denke, dass uns Corona weniger getroffen hat als andere Sportarten, deren Bundesliga deutlich professioneller gestaltet ist und die auf Zuschauereinnahmen und Sponsorengelder angewiesen sind. Natürlich haben auch wir unsere Sponsoren, natürlich haben wir auch Zuschauer, aber wir sind davon nicht so finanziell abhängig. Wenn wir auf drei bis fünf Heimspiele verzichten müssen, bereitet uns das nicht so große Probleme“, so Patocka. Doch der langjährige Vorsitzende weiß, dass der erste Blick manchmal täuscht. Denn die negativen Folgen der Corona-Krise könnten in ein paar Monaten auf die Bonner Floorballer zukommen: „Die Sponsorensuche gestaltet sich jetzt schwierig. Die Unternehmen haben ganz andere Sorgen, viele hatten große Umsatzausfälle. Während der Krise hatte kein Unternehmen Lust, Sponsorengespräche mit mir zu führen. Das könnte sich in der nächsten Saison negativ auswirken“, befürchtet Patocka.

Auch mögliche Transfers werden indirekt durch die wirtschaftliche Situation gefährdet. „Wir hatten vor, uns zu verstärken, Spieler aus dem Ausland zu holen“, verrät Patocka.
Da aber das geplante Probetraining platzte und die wirtschaftliche Lage es sehr schwer macht, einen Job für die Spieler zu finden, steht der Transfer auf der Kippe. „Es ist viel schwieriger, für Spieler, die nur eine Saison bleiben, und eventuell nur halbtags arbeiten können, eine Stelle zu finden“, erklärt Patocka, der für die Neuzugänge eigentlich schon einen Job im Blick hatte.

Mit diesen Problemen dürften die Bonner in der Floorball-Bundesliga aber kaum alleine dastehen. Es ist durchaus denkbar, dass in der kommenden Saison auch die Top-Clubs ohne Importspieler auskommen müssen und die Liga zusammenrückt. Die Teams müssten verstärkt auf die eigene Jugend setzen – in Patockas Augen eine Chance für Vereine, die an der Basis gute Arbeit leisten: „Ich glaube, wir sind mit unserer Jugendarbeit weit vorne. Unsere Jugendmannschaften hatten in den letzten Jahren immer gute Auftritte bei Deutschen Meisterschaften, die U17 hat in den letzten Jahren auf dem Großfeld oft gut abgeschnitten. Davon könnten wir jetzt profitieren.“

Profitieren könnten die Dragons auch von der Arbeit des Vorstands während der Corona-Krise, denn auf der faulen Haut lag das Team um Patocka nicht. Man hatte Zeit, sich mit Dingen zu beschäftigen, die sonst aufgrund des Stresses während einer Saison nicht möglich sind: „Wir haben Sachen abgearbeitet, die schon lange offen waren und überlegt, was man noch verbessern kann: Eine bessere Außendarstellung, Gespräche mit Stadt und Verein, neue Hallenzeiten und so weiter. Wir müssen das als Chance sehen, uns neu aufzustellen und Strukturen zu verbessern.“

Der Blick geht also in die Zukunft – genauso wie der von den Trainern der Herren- und Damenmannschaft, die beide in der kommenden Saison in der ersten Liga wieder angreifen wollen. Beide Teams halten sich selbstständig fit und können dank der Lockerungen ab dem 1. Juni normal in die Vorbereitung starten.

Regulär geht es dann am Freitag, 30.08. bzw. Dienstag 03.09. weiter. Für den Unisport am Samstag schaut ihr bitte auf die Doodleseite der Samstagsgruppe. Wir wünschen euch einen schönen Sommer.

(Bild Martin Finkenzeller)

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